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Ein Betraum (Synagoge) befand sich im ersten Stock eines zweigeschossigen Fachwerkhauses, das vermutlich Anfang des 19. Jahrhunderts erstellt worden ist.

Vermutlich hat die jüdische Gemeinde dieses Haus bald nach seiner Erstellung erworben und darin einen Betsaal (Synagoge), die jüdische Schule und die Lehrerwohnung eingerichtet. Als Schulsaal wurde der Betraum verwendet. Neben der Lehrerwohnung war noch eine weitere Wohnung im Erdgeschoss, die an eine jüdische Familie vermietet war.

Aus der Geschichte des Synagogengebäudes weiß man von einigen Reparaturen, die im Verlauf der folgenden Jahrzehnte durchzuführen waren. Um 1866 sollten ein neuer Statt und Abtritte gebaut werden. Damals herrschte jedoch Krieg, sodass man bis zum Eintreten des Friedens mit der Reparatur warten musste. 1906 wurde ein neuer Schornstein gebaut. 1912 wurden größere Reparaturen durchgeführt, für die die Gemeinde einen Kredit aufnehmen musste.

1937 wurde das Synagogengebäude verkauft. Der neue Besitzer verwendete das ganze Haus zu einem Wohngebäude, verlängerte das Gebäude an der Rückseite durch einen Anbau und baute einen neuen Eingangsteil an


In Höchst an der Nidder bestand eine jüdische Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Bereits 1658 werden Juden am Ort genannt. 1718 waren es vier jüdische Familien. 

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 
1818 81 jüdische Einwohner,
1830 67,
1861 58 (10,9 % von insgesamt 533 Einwohnern),
1880 37 (7,7 % von 479),
1900 13 (3,1 % von 418),
1910 19 (3,6 % von 526).

Die jüdischen Familien am Ort lebten in sehr einfachen Verhältnissen.   

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge, eine jüdische Schule (Religionsschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben in der Gemeinde war im 19. Jahrhundert zeitweise ein jüdischer Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Später wurden die Kinder durch auswärtige Lehrer unterrichtet, der Dienst des Vorbeters wurde ehrenamtlich durch Gemeindeglieder übernommen. Die Gemeinde gehörte zum orthodoxen Provinzialrabbinat in Gießen.  

Noch vor dem Ersten Weltkrieg lebten fünf bis sechs jüdische Familien in Höchst, um 1925 noch drei Familien, Anfang der 1930er-Jahre - nach Wegzug der Familie Cassel nach Frankfurt im Jahr 1929 - noch zwei Familien (Haas und Seligmann).    

Um 1924, als noch 11 jüdische Personen in Höchst lebten, waren die Gemeindevorsteher J. Cassel, H. Haas und H. Seligmann. Es gab noch ein schulpflichtiges jüdisches Kind am Ort, das durch Lehrer Markus aus Assenheim in Religion unterrichtet wurde. 1932 waren die Gemeindevorsteher J. Haas (1. Vors.) und Bernd Seligmann (2. Vors.). Gustav Schlienz (nichtjüdisch) wird als Schriftführer genannt. Der Repräsentanz gehörten zwei Mitglieder an.   

1933 wurden noch sechs jüdische Einwohner gezählt. In den folgenden Jahren sind alle von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Isaak und Jeanette Haas (Mönchgasse 11) verzogen nach Frankfurt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Wohnung der Familie Haas wie auch die der Witwe Bertha Seligmann und ihres Sohnes Bernhard verwüstet. Das alte Ehepaar Haas und Frau Seligmann wurden über Nacht in das Ortsgefängnis neben dem Spritzenhaus eingesperrt. Im August 1939 emigrierte Bernhard Seligmann nach England, Bertha Seligmann (geb. 1864) verzog im Oktober 1939 nach Brüssel.

Von den in Höchst geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):

Berta Freund geb. Seligmann (1886),
Johanna Grünebaum geb. Seligmann (1870),
David Haas (1874),
Emilie Haas (1877),
Meier Seligmann (1872),
Moses Seligmann (1872),
Isaac Simon (1865).

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